Ein wahres Spektakel bekamen die rund 100 Zuschauer beim Duell zwischen dem SV Dörfleins 2 und dem FC Viereth zu sehen. Die Gäste entführten die drei Punkte durch einen späten Siegtreffer. Es war ein Spiel, dem es eigentlich an Nichts fehlte – abgesehen von einem Schiedsrichter, zumindest anfangs.

Wenn man über das Kreisklasseduell zwischen dem SV Dörfleins 2 und dem FC Viereth berichten möchte, dann muss man bereits vor dem Anstoß anfangen, denn im Nachhinein betrachtet zeichnete sich da schon ab, dass dieses Spiel irgendwie ein besonderes werden würde. Dabei wurde zunächst gar kein Fußball gespielt. Der Schiedsrichter Felix Hartmann von der DJK Stappenbach verpasste es nämlich, rechtzeitig am Sportgelände des SV Dörfleins einzutreffen. So standen beide Teams schon an der Seitenlinie bereit und es passierte minutenlang erstmal gar nichts. Nach ziemlich genau 15 Minuten Verspätung, gegen 12:15 Uhr, erbarmte sich schließlich ein Betreuer der Gäste, die Partie bis zum Eintreffen des offiziellen Referees zu leiten. Ausgestattet mit einer alten Trillerpfeife aus den Tiefen des Dörfleinser Sportheims, mit Stift und Zettel sowie mit einem – zugegeben etwas zu klein geratenen – Leibchen zum Überziehen machte er sich daran, die Begegnung anzupfeifen – für alle natürlich eine ungewohnte Situation, aber so konnte der Ball dann eben endlich rollen.

Ein Leibchen für den Aushilfsschiri, der seine Sache gut machte.

Schon früh wurde klar, dass ein Offensivspektakel zu erwarten war, denn bereits nach wenigen Augenblicken gingen die Gäste in Führung. Marcel Weiß hämmerte den Ball mit einem Gewaltschuss in die Maschen, der linke Innenpfosten half ihm dabei (4.). Den frühen Rückstand ließen die Gastgeber jedoch nicht lange auf sich sitzen. So dauerte es lediglich bis zur 8. Spielminute, bis Dörfleins‘ Spielertrainer Toni Nürnberger höchstpersönlich zum Sololauf ansetzte und das Leder in die Maschen donnerte – das 1:1. Früh kam es dann zur ersten Auswechslung, allerdings nicht bei einer der beiden Mannschaften, nein, der offizielle Schiedsrichter der Partie war eingetroffen. Nach einem kurzen Update durch den Gäste-Betreuer übernahm Hartmann die Spielleitung, zunächst souverän. Das Spiel wurde fortgesetzt. Dörfleins versuchte, die Kontrolle über das Spielgeschehen zu gewinnen, stand aber einer ebenso gierigen Vierether Elf entgegen, die ebenfalls Offensivakzente setzte. Trotz alledem: Der nächste Torschrei ertönte auf seiten der Heim-Elf. Nach einem starken Ballgewinn von Alexej Maier auf Höhe der Mittellinie war es Toni Nürnberger, der aus 16 Metern in klassischer FIFA19-Manier quer auf Konstantin Bittel legen konnte, welcher letztenendes zur SVD-Führung einschob – das Spiel war gedreht (24.)! Kurz vor der Pause konnte sich dann Rafael Berek im Vierether Tor nochmal auszeichnen, als er einen strammen Freistoß der Gastgeber entschärfen und zur Ecke parieren konnte. Dörfleins nahm die knappe Führung mit in die Kabine.

„Schiri, wir wechseln!“

Ähnlich kurios, wie vor Beginn der ersten Hälfte, ging es dann auch kurzzeitig vor Beginn der zweiten Hälfte zu. Ein großes Loch klaffte nämlich in dem Tor, das Berek jetzt hüten sollte. Und so ordnete der junge Unparteiische kurzerhand einen Trupp zum Netzflicken an – auch der Anstoß der zweiten Hälfte verzögerte sich daher um ein paar Augenblicke. Dann aber, als die Partie wieder freigegeben war, legten beide Mannschaften erst so richtig los – vor allem die Vierether. Wie von der Tarantel gestochen rannten die Gäste auf das Tor von Moritz Kaufer an, zwei blitzschnelle Tore innerhalb von sechzig Sekunden waren die Folge. Daniel Kruspel drehte die Begegnung in der 48. und 49. Minute mit einem Doppelpack, der SVD schien gedanklich noch in der Kabine gewesen zu sein. Immerhin, nach rund zehn Minuten war die Dörfleinser Reserve zurück im Spiel und erkämpfte sich nach 59 Minuten die erste Ecke der zweiten Halbzeit. Diese kam scharf in den Strafraum, wo Ferdinand Eder lauerte. Mit dem Rücken gelang es ihm letztlich, aus kurzer Distanz einzuschieben und das Ergebnis wieder „auf Null“ zu stellen – 3:3. Immer härter wurden die Zweikämpfe in dieser packenden Begegnung jetzt geführt, so richtig unfair ging es dabei aber nie zu. Der Referee musste dennoch aufpassen, dass ihm die Begegnung nicht entglitt – leider tat sie das dann aber. Eine – zugegeben strittige – Entscheidung seinerseits wurde zum Auslöser für eine kochende Schlussphase, sowohl auf als auch neben dem Platz. Als letzter Mann brachte Daniel Krapp den angreifenden Alexej Maier zu Fall, woraufhin die Heimmannschaft zwingend die rote Karte forderte. Hartmann jedoch entschied sich nur für Gelb, auch weil das Spiel bis zu diesem Zeitpunkt mit wenigen groben Fouls ausgekommen war – Glück für Viereth (61.). Die nun angespannte Stimmung zeichnete sich auch im Spielgeschehen deutlich. Jede noch so kleine Aktion wurde jetzt kommentiert, ein richtiger Spielfluss kam kurzzeitig nicht mehr zustande. Nach einem harten Einsteigen von Niclas Eichelsdörfer folgte dann in der 73. Minute eine Rudelbildung, auch hier hätte man aufgrund der Art des Foulspiels vielleicht auf einen Platzverweis entscheiden können. Der Schiedsrichter jedoch beließ es auch hier bei einer gelben Karte und blieb so seiner unter dem Strich sehr gnädigen Linie treu, was sich im Nachhinein vielleicht als Fehler herausstellte, denn durch die lange Leine kam die ganze Unruhe erst so richtig auf. Aber wie dem auch sei: Irgendwann wurde dann auch wieder Fußball gespielt, das Torspektakel war noch lange nicht vorüber. Sieben Minuten vor dem Ende sorgte ein Torwartfehler von Moritz Kaufer für die erneute Gästeführung. Angreifer Sebastian Walz bedankte sich recht herzlich und schob aus kurzer Distanz zum 3:4 ein (83.). Der Siegtreffer? Denkste! Der großen Moral der Heimmannschaft ist es zu verdanken, dass Dörfleins noch einmal zum Ausgleich kommen konnte. Keine sechzig Sekunden nach dem 3:4 kam Toni Nürnberger im gegnerischen Strafraum zu Faul, woraufhin Hartmann auf Strafstoß entschied. Natürlich blieben auch hier die Diskussionen nicht aus, doch in diesem Fall lag der junge Unparteiische wohl richtig. Der Gefoulte trat selbst an und versenkte den Ball zum 4:4-Ausgleich im Tor – eiskalt wie immer (84.). Lang dauerte die Freude über den späten Ausgleich jedoch nicht an, denn Viereth gelang in diesem unglaublichen Finale der Partie tatsächlich noch der 4:5-Siegtreffer: Nachdem der erste Schuss von Fabian Holler noch pariert wurde, war der zweite dann schließlich drin – Kaufer geschlagen, Dörfleins am Boden (90.). Die Freude kannte natürlich auf Seiten des FCV kein Ende, als wenig später der Schlusspfiff ertönte. Für die Neumohr-Elf war es der erste Auswärtserfolg seit Mitte September.
 
Allen, die dieses Spiel gesehen haben, kann man nur gratulieren. Da war wirklich alles drin, was den Amateurfußball auszeichnet!